Schweizer Paraplegiker-Vereinigung

Liebe Leserin, lieber Leser

Das Jahr 2019 war durch und durch ein Jahr des Wandels, allen voran auf den obersten Führungsebenen. Anfang Mai übergab Dr. iur. Thomas Troger nach mehr als zwanzig Jahren den Posten als Direktor an Charly Freitag. Im selben Monat musste die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung mit grossem Bedauern den unverhofften Tod eines ihrer Geschäftsleitungsmitglieder zur Kenntnis nehmen. Ebenfalls unter neuer Führung sind seit Oktober 2019 das Institut für Rechtsberatung und der Bereich Kultur und Freizeit.

An der Delegiertenversammlung vom 27. April 2019 wurde ein neuer Präsident ernannt und wurden vier weitere neue Mitglieder in den Zentralvorstand gewählt.

Diese grossen personellen Veränderungen auf operativer sowie strategischer Ebene hatten weitreichende Konsequenzen. Insbesondere hatte der nationale Dachverband der Querschnittgelähmten unter der neuen Führungscrew den Spagat zwischen dem anspruchsvollen Tagesgeschäft und einem Kultur- sowie Strukturwandel zu meistern.

Viele ihrer Angebote für Querschnittgelähmte kann die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung kostenlos oder zu einem stark vergünstigten Tarif anbieten. Dazu ist sie allerdings auf externe Finanzierer angewiesen. 2019 standen die Verhandlungen mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen für die Vertragsperiode 2020 bis 2023 an. Das Bundesamt für Sozialversicherungen ist neben der Schweizer Paraplegiker-Stiftung der wichtigste Leistungsunterstützer der Paraplegiker-Vereinigung. Die intensiven Gespräche konnten mit einer guten neuen Vereinbarung abgeschlossen werden. Die Leistungen der Paraplegiker-Vereinigung sowie der 27 Rollstuhlclubs mit ihren Unterleistungsverträgen werden künftig gemäss den neuen Bedingungen abgerechnet.

Auch in den fünf Bereichen der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung gab es Neuerungen:

• Das Zentrum für hindernisfreies Bauen setzte vermehrt auf Digitalisierung, um die technischen Entwicklungen für individuelle Nutzerbedürfnisse möglichst früh evaluieren und abstimmen zu können. Das Mitarbeiterteam leistete im Berichtsjahr für seine Kunden insgesamt rund 7000 kostenlose Bauberatungsstunden.

• Der Bereich Kultur und Freizeit konnte im Berichtsjahr alle der neunzehn geplanten Reisen für Para- und Tetraplegiker durchführen. Dies mit einer hervorragenden Kundenzufriedenheit von 93,5 Prozent. Eines der Highlights war die gut gebuchte Reise nach Island.

• Im Bereich Lebensberatung stieg der Bedarf an professioneller Sozialberatung. Zugenommen haben auch Fragen rund um das Thema Alter und Querschnittlähmung. Insgesamt hatten die Mitarbeitenden des Bereichs 4524 Beratungskontakte zu Menschen mit einer Querschnittlähmung oder deren Angehörigen.

• Das Institut für Rechtsberatung setzte 2019 einen Schwerpunkt bei der Beratung für die Pflegebeiträge der Unfallversicherungen sowie die diesbezügliche subsidiäre Leistungspflicht der Krankenkassen. Das war notwendig, weil zwei Jahre nach der revidierten Verordnung über die Unfallversicherung noch vieles unklar ist.

• Rollstuhlsport Schweiz führte im Berichtsjahr zum zweiten Mal die Leichtathletik Junioren-Weltmeisterschaft in Nottwil durch. Die beiden erfolgreichen Events auf dem Campus Nottwil setzten den Benchmark für zukünftige Austragungen. Die Schweiz durfte 2019 übrigens fünf Medaillen feiern.

Gewandelt haben sich auch die Kommunikationsformen des Dachverbands für Querschnittgelähmte. 2019 hat die Paraplegiker-Vereinigung die bestehenden Kommunikationsinstrumente um Social-Media-Kanäle ergänzt. Dadurch können die Leistungen des Dachverbands auch jenen Personen optimal vermittelt werden, die vor allem moderne Kommunikationsformen nutzen.

Im Berichtsjahr führte die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung, wie alle vier bis fünf Jahre, eine umfassende Kundenbefragung durch. Es zeigte sich, dass die allgemeine Zufriedenheit mit der Paraplegiker-Vereinigung ausserordentlich hoch ist. Der Durchschnitt lag bei 87 Prozent, 2015 waren es 88 Prozent. Der Grund für die hohe Zufriedenheit ist, dass angebotene Dienstleistungen laufend den Bedürfnissen der Querschnittgelähmten angepasst werden. Dies ist möglich, weil die Mitarbeitenden unternehmerisch denken und ihre Ideen mit Verbesserungsvorschlägen einbringen. 2019 wurden 388 solcher Ideen eingereicht. Des Weiteren beurteilten 92 Prozent, gegenüber 93 Prozent im Jahr 2015, die Freundlichkeit der Mitarbeitenden am Telefon als sehr gross oder gross. Die Umfrage wird dazu genutzt, Dienstleistungen weiter zu optimieren.

Personell geht es anspruchsvoll weiter. Ende Januar 2020 entschied sich Direktor Charly Freitag, die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung zu verlassen. Es bestanden zwischen ihm und den Mitgliedern der Geschäftsleitung einerseits sowie dem Direktionsstab andererseits unterschiedliche Führungsauffassungen, die die Zusammenarbeit erschwerten. Um der Paraplegiker-Vereinigung eine stabile Weiterführung zu ermöglichen, übernahm der stellvertretende Direktor Urs Styger ab Anfang Februar 2020 die Funktion des Direktors ad interim bis zur Anstellung einer Nachfolge, die auf Herbst 2020 geplant ist. Zusätzlich wird ab dem 1. April 2020 die Bereichsleitung Lebensberatung neu besetzt.

Urs Styger

Direktor a.i. Schweizer Paraplegiker-Vereinigung