Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum wird zum fünften Mal in Folge als «Friendly Work Space» ausgezeichnet. Trotz hoher Attraktivität als Arbeitgeberin muss ein Fachkräftemangel in der Pflege registriert werden. 2023 können weniger Betten als geplant betrieben werden, um die hohe Qualität aufrechtzuerhalten. Dennoch verzeichnet das Paraplegiker-Zentrum bei den stationären Aufenthalten eine Steigerung um fünf Prozent bei Notfalleintritten, um sieben Prozent in der Rückenmedizin und um neun Prozent in der Beatmungsmedizin. Als eine der ersten Spezialkliniken der Schweiz setzt das Paraplegiker-Zentrum das «Patient Blood Management» ein.
Lagebericht
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Geschäftsverlauf
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Schweizer Paraplegiker-Zentrum
Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum ist eine private, international anerkannte Spezialklinik für die Erstversorgung, Akutbehandlung, ganzheitliche Rehabilitation und lebenslange Begleitung von Menschen mit Querschnittlähmung und querschnittähnlichen Syndromen. Zwei weitere Schwerpunkte bildet die umfassende Behandlung von Menschen mit Rückenleiden sowie von Menschen zur Entwöhnung von der Beatmungsmaschine in komplexen medizinischen Situationen. Im Schweizer Paraplegiker-Zentrum stehen 204 Betten inklusive Intensivpflegestation zur Verfügung.
Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum, als national und international führende Institution auf seinem Gebiet, hat pionierhaftes Denken und zukunftsorientiertes Handeln seit der Gründung in seiner DNA. Folgende Ereignisse stehen repräsentativ für ein dynamisches Jahr 2023:
Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen war im Bereich der Pflege deutlich zu spüren. Deshalb betrieb das Schweizer Paraplegiker-Zentrum in der zweiten Jahreshälfte 2023 weniger Betten als geplant, um die Patientinnen und Patienten weiterhin auf gewohnt hohem Niveau betreuen zu können.
Ab 1. Januar 2024 erfolgt die Abgeltung der Patientinnen und Patienten mit Querschnittlähmung und querschnittähnlichen Symptomatiken mit der Tarifstruktur SwissDRG. Die neue Tarifstruktur bedeutet, dass die einzelnen Patientenfälle nach jeweiligen Pauschalen abgerechnet werden müssen.
Für das gesamte Schweizer Paraplegiker-Zentrum konnten wichtige medizinische Konzepte erarbeitet, etabliert und weiterentwickelt werden, insbesondere ein perioperatives Schmerz- und ein Hygiene-Konzept. Zudem wurden basierend auf den Empfehlungen der wesentlichen nationalen und internationalen Fachgremien, wie SwissNoso und WHO, die Richtlinien zur perioperativen Antibiotikaprophylaxe und chirurgischen Hautdesinfektion erarbeitet und überarbeitet. Diese Massnahmen tragen entscheidend zur Vermeidung von Infektionen und somit zur dauerhaften Erhöhung der Patientensicherheit bei.
Das im Jahr 2023 eingeführte Armband mit QR-Code für Patientinnen und Patienten, wie auch ihr Foto im Klinischen Informationssystem, ist ein weiteres Element im Konzept zur Patientensicherheit. Es trägt während allen Behandlungsschritten zu einer sicheren Identifikation bei. Ein weiterer Vorteil des Armbands mit QR-Code ist die Verbindung zur elektronischen Patientenakte. Somit können Parameter, wie Vitalwerte und Blutzuckerwerte, von Geräten als auch bei der Abgabe von Medikamenten direkt automatisch und fehlerfrei eingelesen werden.
Die Neuro-Urologie des Schweizer Paraplegiker-Zentrums etablierte eine Kooperation mit dem Luzerner Kantonsspital LUKS. Seit 2023 existiert für die Assistenzärztinnen und -ärzte der Urologie des LUKS die Möglichkeit, im Rahmen einer Rotation für sechs Monate in der Neuro-Urologie des Paraplegiker-Zentrums tätig zu sein.
Gleich drei Geräte wurden in der Radiologie ersetzt: das EOS-Imaging-System, das Durchleuchtungsgerät und das konventionelle Röntgengerät. Die Neuanschaffungen ermöglichen für die Betroffenen Röntgenuntersuchungen auf höchstem Niveau, sei es in Bezug auf eine niedrigere Strahlendosis oder auf eine höhere Bildauflösung.
Verglichen mit den Vorjahren nahmen die Anmeldungen in der Rückenmedizin weiter zu. In der Folge stiegen die ambulanten und operativen Behandlungen. Wie in den Vorjahren zeigte sich 2023, dass der Fokus der Versorgung bei Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern in der Behandlung von posttraumatischen Verklebungen des Rückenmarks und Syringomyelie (schädlicher länglicher, mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum im Rückenmark) oder neurogener Skoliose (neuromuskuläre Wirbelsäulenerkrankung gekennzeichnet durch mangelnde Körperkontrolle, unzureichende Stabilisierung des Rumpfes sowie muskuläre Insuffizienz) lag sowie bei Fussgängerinnen und Fussgängern in der Behandlung von degenerativen Deformitäten und revisionschirurgischen Eingriffen.
«Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum hat pionierhaftes Denken und zukunftsorientiertes Handeln seit der Gründung in seiner DNA.»
Die Hand- und Tetrahandchirurgie konnte in enger Zusammenarbeit mit der Handtherapie komplexe chirurgische Eingriffe, wie kombinierte Nerventransfers, Eingriffe zur Korrektur spastischer Fehlstellungen oder die beidseitige Trizepsrekonstruktion, weiter etablieren.
Die monatliche Transitionssprechstunde ist seit 2023 ein gemeinsames Angebot von Kinderspital Zürich und Schweizer Paraplegiker-Zentrum am Universitätsspital Zürich. Hier werden Patientinnen und Patienten mit unterschiedlichen neurologischen Erkrankungen betreut, die an der Schwelle zum Erwachsenenalter stehen.
Menschen mit Darmfunktionsstörungen erhalten in der ambulanten neurogenen Darmsprechstunde Beratung von einem interprofessionellen Team bestehend aus Fachpersonen der Paraplegiologie, Ernährungsberatung, Ernährungstherapie sowie der Pflegeexpertin Kontinenz. Nach einem Pilot im Jahr 2022 wurde die neurogene Darmsprechstunde im Berichtsjahr 2023 fest ins Ambulatorium integriert. Die Umfrage bei Patientinnen und Patienten zeigte, dass sie mit der neuen Dienstleistung sehr zufrieden sind.
Das Team des International FES Centre® (Funktionelle Elektro Stimulation) blickt auf ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Die Anzahl der Erstkonsultationen konnte um vier Prozent, die der Behandlungen um 45 Prozent und die der ausländischen Patientinnen und Patienten, die zur Abklärung der Anwendung der Elektrostimulation kamen, um 25 Prozent gesteigert werden. Es konnten internationale Kooperationen mit dem Stoke Mandeville Hospital in England (Nationales englisches Zentrum für Querschnittlähmung) und dem Centro Europeo de Neurociencias (CEN) in Spanien (Europäisches Zentrum für Neurowissenschaften) geschlossen werden.
Ausblick
2024 gilt es, die konkreten operativen Herausforderungen im Rahmen der neuen Spitalfinanzierung zu bewältigen, so dass auch weiterhin die bestmögliche Behandlung für die Patientinnen und Patienten des Schweizer Paraplegiker-Zentrums gewährleistet ist. Zudem werden die Patientenpfade im Rahmen der interprofessionellen Zusammenarbeit weiterentwickelt. Dabei werden die Kernkompetenzen der Spezialklinik, Querschnitt-, Rücken- und Beatmungsmedizin, weiter geschärft.
Neue Wege kann das Schweizer Paraplegiker-Zentrum nur gehen, wenn bestens qualifizierte Mitarbeitende gehalten und gewonnen werden können. Auf dem immer noch ausgetrockneten Arbeitsmarkt beginnen die Anstrengungen im Employer-Branding langsam Früchte zu tragen. Das Schweizer Paraplegiker-Zentrum zählt auf Kununu zu den beliebtesten fünf Prozent der Arbeitgebenden in der Schweiz. Dafür erhielt es die Auszeichnung als «Top Company 2023». Zusätzlich wurde die Spezialklinik zum fünften Mal in Folge als «Friendly Work Space» ausgezeichnet. Bei der aktuellen Mitarbeitenden-Umfrage konnte sich das Schweizer Paraplegiker-Zentrum erneut in allen Dimensionen verbessern.
Mit diesen vielversprechenden Entwicklungen, aber auch dank engagierten Mitarbeitenden ist das Schweizer Paraplegiker-Zentrum für die Zukunft gut gerüstet. Im kommenden Jahr wird das Engagement fortgesetzt, um nicht nur als herausragende Arbeitgeberin, sondern auch als Vorreiterin in Bezug auf Patientensicherheit neue Massstäbe zu setzen. Gemeinsam sollen weitere Erfolge gefeiert und die positive Entwicklung des Unternehmens im Sinne des «Spirit von Nottwil» vorangetrieben werden.
Luca Jelmoni
Direktor Schweizer Paraplegiker-Zentrum
Zahlen
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung der stationären Aufenthalte von nicht querschnittgelähmten und querschnittgelähmten Patientinnen und Patienten im Dreijahresvergleich
1569 Patientinnen und Patienten wurden im Schweizer Paraplegiker-Zentrum stationär behandelt. 62 % der Hospitalisationen entfielen auf Menschen mit Querschnittlähmung.
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung von stationären Aufenthalten nach Eintrittsart im Dreijahresvergleich
Von den 1569 stationären Patientinnen und Patienten wurden 11 % notfallmässig versorgt.
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung der stationären Aufenthalte nach Fachbereich im Dreijahresvergleich
77 % der stationären Aufenthalte entfielen auf den Fachbereich Querschnittmedizin. 23 % entfielen auf die Spezialbereiche Rückenmedizin und Beatmungsmedizin für querschnittgelähmte sowie nicht querschnittgelähmte Patientinnen und Patienten.
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung von stationär behandelten Querschnittgelähmten mit Paraplegie und Tetraplegie im Dreijahresvergleich
Von den in der Spezialklinik in Nottwil stationär behandelten Menschen mit Querschnittlähmung waren 41 % von einer Paraplegie und 59 % von einer Tetraplegie betroffen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Patientinnen und Patienten mit einer Tetraplegie von 52 % auf 59 % gestiegen.
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung der Ursache für den Eintrittsgrund zur Erstrehabilitation im Dreijahresvergleich
Bei 50 % der Patientinnen und Patienten in der Erstrehabilitation war eine Krankheit die Ursache der Querschnittlähmung.
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung des stationären Aufenthaltsgrunds von Querschnittgelähmten im Dreijahresvergleich
Von den 980 stationären Aufenthalten der querschnittgelähmten Personen verbrachten 21 % der Patientinnen und Patienten ihre Erstrehabilitation mit Para- oder Tetraplegie im Schweizer Paraplegiker-Zentrum.
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung der Geschlechter bei einer Erstrehabilitation im Dreijahresvergleich
75 % der Behandelten in einer Erstrehabilitation waren männlich.
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung der Geschlechter bei einer Folgebehandlung im Dreijahresvergleich
69 % der Behandelten in einer Folgebehandlung waren männlich.
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung der Unfallursachen bei Erstrehabilitationen im Dreijahresvergleich
Bei 50 % der Patientinnen und Patienten in der Erstrehabilitation führte ein Unfall zur Rückenmarkverletzung, dabei waren Stürze, Sport- und Verkehrsunfälle die häufigsten Ursachen.
ALT-Text: Grafik zur prozentualen Verteilung von Eingriffen im Dreijahresvergleich
Insgesamt wurden 1345 Eingriffe durchgeführt. Bei 33 % erfolgte ein Eingriff an der Wirbelsäule oder den Gliedmassen. 13 % der Eingriffe erfolgten zur Behandlung von Erkrankungen der Haut, insbesondere von Druckstellen. Neuro-Urologische Operationen machten 14 % der Eingriffe aus.
ALT-Text: Grafik zur Entwicklung der geleisteten Pflegetage im Dreijahresvergleich
Für die 1569 stationären Patientinnen und Patienten wurden 59 893 Pflegetage geleistet. Die Pflegetage reduzierten sich um 3,6 % gegenüber dem Vorjahr. Der Fachkräftemangel beim Pflegefachpersonal führte zu Kapazitätseinbussen, weshalb der Betrieb der vollen Bettenkapazität von 204 Betten nicht möglich war.
ALT-Text: Grafik zur Entwicklung der durchschnittlich geleisteten Pflegestunden pro Patient und Tag im Dreijahresvergleich
Pro behandelte Person und Tag wurden durchschnittlich 6,1 Stunden pflegerische Leistungen erbracht.
ALT-Text: Grafik zur Entwicklung der ambulanten Patientenkontakte im Dreijahresvergleich
59 866 Patientinnen und Patienten kamen für eine ambulante Leistung ins Schweizer Paraplegiker-Zentrum. Die ambulanten Patientenkontakte erhöhten sich um 11,6 %.
ALT-Text: Grafik zur Entwicklung der geleisteten Personalstunden von ParaWork im Dreijahresvergleich
Die Mitarbeitenden der ParaWork® – berufliche Eingliederung leisteten über 75 000 Stunden für Menschen mit Querschnittlähmung.